Mit der Vorfreude auf eine Woche Ferien mit Naturgenuss liege ich am Sofa und schaue meinem Mann beim Christbaum-Zweige abzwicken zu. Ich liege einfach nur da, am Sofa, sehe ihm zu und höre das Klicken der Gartenschere und Rascheln der nadeligen Äste. Dieses Gefühl in eine erlaubte Tatenlosigkeit zu versinken kenne ich bereits von vielen Malen des Ankommens in meinem Häuschen. Es ist ein körperliches Bedürfnis, das mich lockt ins passive Nichtstun zu gehen. Ich verschwinde im Liegestuhl in der Sonne oder am Küchentisch sitzend und beobachte die bewegten Baumwipfel und die Wolken am Himmel. Als „Airhead“ sozusagen, nur schauen ohne etwas zu wollen.
Am ersten Tag meiner Ankunft im Grünen passiert es regelmäßig, dass ich dasitze und ins Narrenkastl schaue. An nichts denken, nur dumm vor mich hin glotzen und sich hohl in der Birne fühlen. Mein Kopf hat auf Durchzug geschalten. Ein Fußballtrainer hat es mal treffend, so formuliert: „Spieler dumm, wie Flasche leer!“ So ähnlich fühlt es sich an. Komisch und doch irgendwie angenehm. Mein Nervensystem fährt in den Energiesparmodus und die fordernde Energie der Großstadt kann in dieser Zeit aus mir herausfließen. Es dauert genau so lange, wie es eben braucht, bis ich bei mir selber angekommen bin. Ich habe alle Zeit der Welt. Irgendwann ist die Flasche wieder gefüllt und ich spüre den Impuls in Bewegung zu kommen. Ob diese genussvolle Art von Gedankenlosigkeit das Ergebnis von Erschöpfung ist oder einfach nur der Wunsch nach Entspannung, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall bewirkt es ein Gefühl des Ankommens in einer wohligen Körperlichkeit und Zeitqualität. Am Land anzukommen bringt mir einen freien Tagesrhythmus und wenig bis keine Alltagsaufgaben.
Ein Absinken der Geschwindigkeit in den Slowdown-Modus wirkt entschleunigend. Die innere Wahrnehmung für mich selbst verfeinert sich. Ich kann mich auf die Sinneseindrücke der mich umgebenden Natur, grüne Wiesen, Bäume, Vögel, Himmel und das Gebirgspanorama in der Ferne jenseits des Donautals tiefer einlassen. Die Geborgenheit meines Hauses, eingebettet in die Natur um mich herum, macht das Leben einfach und unkompliziert. Mit dem Himmelsgewölbe über mir, fühle ich mich frei und sicher.
Dieser gewollte und oft auch herbeigesehnte Rückzug aufs Land, gibt mir die Gelegenheit zu verschnaufen und Kraft zu holen. Mich auf das zu besinnen, was wirklich wesentlich ist. Ein Slowdown, ein bewusstes Langsam werden. Mittlerweile hat sich mein Körper darauf eingestellt und es geschieht einfach, ohne einen genauen Plan. Ich erinnere mich an einen Familienurlaub am Gleinkersee, wo nach einem starken Regenguss die Sonne schien. Die ganze Familie marschierte zum nahe gelegenen Hochseil-Klettergarten, nur ich wurde plötzlich träge und mein Körper sehnte sich nach einer Ruhepause. Bereits nach kurzer Zeit, in der ich auf der Wiese unter den Sonnenstrahlen lag, war mir sofort klar, die richtige Wahl getroffen zu haben. Vollkommen glücklich und zufrieden lag ich da und hatte die Gelegenheit unter freiem Himmel mein Energiereservoire wieder aufzutanken.
Mein Körper-Spür-Sinn holt sich die Pausen, die er braucht. Ich folge den Signalen freiwillig und sehr gern, noch lange bevor eine rote Warnleuchte angeht.
Wann und wie holst du dir Verschnaufpausen?
Wie gestaltet sich deine Auszeit?
Wo sind deine Freiräume?
Wie gelingt es dir abzuschalten, aus dem Kopfkino auszusteigen?
Es ist ein kleiner bewusster Schritt, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Eine Entscheidung, die möglicherweise etwas Vorbereitung und Organisation braucht, falls du Kinder und /oder Familie hast. Je nach Lust und Laune können es einfache Dinge sein, wie Musik hören, in ein Blumengeschäft oder in den nächstgelegenen Park gehen, eine Radtour machen, ….. usw. In meinem Fall ist es oft das Bedürfnis sich hinzulegen oder einfach dazusitzen und nichts zu tun. Das wirkt bei mir am allerbesten.
Für mich als Behandlerin ist die Selbstfürsorge enorm wichtig. Immer wieder ganz bei mir anzukommen, in einer wohligen Schwingung und in einem ruhenden Seins-Zustand. Bin ich ganz bei mir, kann ich frei für anderes sein. Unerledigtes oder Aufgeschobenes sollte nicht meine Aufmerksamkeit blockieren. Vor den Behandlungen gut für meine Bedürfnisse gesorgt zu haben ist wichtig, damit ich mich ganz auf mein Gegenüber konzentrieren kann. Für die Dauer der Behandlung stelle ich meine eigenen Themen in den Hintergrund. Das ist eine erstaunlich gute Übung für mich, um die eigenen Befindlichkeiten zu regulieren. Manche Dinge verlieren ihre Dringlichkeit, wenn man sie eine Weile ruhen lässt.
Die allermeisten Kund*innen kommen zu mir, um Pause vom Alltag zu haben, zur Regeneration und Entspannung, zum Stressabbau und um Verspannungen los zu werden. Viele sagen: „Jetzt bin ich hier auf Kurzurlaub!“ Wie schön, dass mein Beruf per Zoom nicht funktioniert und ich es mit echten Menschen zu tun habe, die berührt werden wollen, hautnah und in echt.