Im Buddhismus gibt es den Begriff von „Hon´in Myo“ , es heißt „Von jetzt an“ und bedeutet, dass ich in jedem Augenblick einen Entschluss fassen und mein Leben verändern kann. Jeder Moment kann ein Neubeginn sein. In glücklichen Momenten ist das sehr leicht, da kann ich das Hier und Jetzt einfach genießen. Bei schwierigen Situationen werde ich herausgefordert und frage mich, ob ich diese Herausforderung annehmen kann und will. Die Vergänglichkeit und Unsicherheiten des Lebens als Tatsache und Chance anzunehmen, das ist die konstante Herausforderung. Die buddhistische Praxis hilft dabei fest auf dem Boden verankert zu sein und sich verbunden mit der Welt zu fühlen.
Die tägliche Ausübung ist ein Werkzeug für mich, das es mir ermöglicht durch die Stromschnellen meines Lebens zu manövrieren. Manche Leute glauben, dass Buddhist*innen in sich selbst versunkene Individuen sind, die den ganzen Tag meditierend verbringen. Das ist weit gefehlt. Ich sehe meine Aufgabe darin mitten im Leben zu stehen, für mich und für andere da zu sein. Mit viel Mut, Geduld, Weisheit und Mitgefühl mein eigenes Glück zu finden und mein Potential zu verwirklichen. Oder anders ausgedrückt, so gesund und energievoll zu sein, um für die mich umgebenden Menschen da sein zu können.
Das ist kein leichtes Ziel und klingt ein wenig hochtrabend. Doch es macht Sinn und ist sinngebend. Zumindest für mich. Ich möchte keine Schönwetter oder Salon-Buddhistin sein, die auf dem „Adler-Gipfel“ (= erleuchteter Zustand) in angenehmer und erlesener Umgebung hockt, unberührt von den Sorgen und Ängsten anderer Wesen. Gerade in schwierigen Momenten zeigt sich wie stabil ich bleiben kann und wie stark meine Entschlossenheit ist. Laufend begegnen mir neue Herausforderungen, globale, gesellschaftliche oder private. Eines bleibt im Leben gewiss, mit den Veränderungen und Unsicherheiten umgehen zu müssen. Die Frage ist dabei nur, wie stabil mein Lebenszustand ist und ob ich Sicherheit in meinem Herzen spüren kann. Im optimalen Fall bin ich wie ein Kreisel, der sich so intensiv dreht, als wäre er im Stillstand. Tatsächlich dreht er sich in Höchstgeschwindigkeit und ist stabil. Erst wenn der Kreisel langsamer wird, beginnt er zu wackeln.
Es gibt Augenblicke, in denen urplötzlich eine tiefe Lebensfreude auftaucht. Ich bin aus der Geschäftigkeit des Alltags herausgefallen, in eine vertikale Dimension, die senkrecht in die Tiefe und Höhe reicht. Ich spüre die tiefste Tiefe meines Seins. Es ist wie ein Sprung aus der linearen Zeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in eine Dimension von Zeitlosigkeit. Das Leben ist plötzlich – wunderschön. Die Buddha-Natur manifestiert sich in so einem Moment als klares, konzentriertes Bewusstsein. Solche Augenblicke passieren nicht so oft und sind vollkommen unabhängig davon, wie lange jemand praktiziert und wie viel. Doch wer so ein Glücksgefühl schon erlebt hat, der wird es nie mehr vergessen. Versprochen!!!